Kalte Fährte by Mischke Susanne

Kalte Fährte by Mischke Susanne

Autor:Mischke, Susanne [Mischke, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Berlin Verlag
veröffentlicht: 2015-03-12T00:00:00+00:00


Francesca stand am nächsten Morgen eine Stunde früher als sonst auf und scannte jedes Dokument der Fallakte Lamprecht, das ihr einigermaßen wichtig erschien, in ihren Computer ein. Danach quetschte sie den Papierturm in ihren Fahrradkorb. Zu schnell durfte sie nicht radeln, sonst würde der ganze Kladderadatsch noch auf der Straße landen. Es war halb neun, als sie im Büro ankam, die Arme lahm vom Schleppen der Akten von der Pforte bis hierher. Prompt wurde sie von Anke Mellenkamp aufgehalten. »Morgen, Francesca, sind das die Unterlagen zum Fall Lamprecht?«

»Ja.«

»Gib sie mir. Die warten schon darauf.«

»Wer?«

»Jessen und Zielinski. In einer Stunde findet ein Meeting mit den Leuten vom LKA statt.«

Francesca lud den Berg auf dem Schreibtisch der Sekretärin ab und fragte sich, wozu die beiden die Akten vorher brauchten. Um sie noch ein bisschen zu frisieren? Reiß dich zusammen, sagte sie sich. Du kannst nicht allem und jedem misstrauen. Aber klüger wär’s, sagte eine andere Stimme in ihrem Kopf.

»Das mit dem Bauernhof der Hillers stimmt übrigens«, sagte Anke Mellenkamp.

»Was?«, fragte Francesca verwirrt.

Anke Mellenkamp grinste. »Wer, was … bist wohl noch nicht ganz wach, wie? Warst du gestern einen trinken?«

Francesca begnügte sich mit einem finsteren Blick als Antwort.

»Ich habe beim Grundbuchamt nachgefragt, ob und wann der Hof der Hillers verkauft wurde. Das Haus wurde im Juli 2012 versteigert. Die Namen des Käuferpaars und die Adresse liegen auf deinem Schreibtisch.«

»Ich danke dir«, sagte Francesca, die sich vage daran erinnerte, die Sekretärin gestern darum gebeten zu haben.

»Du siehst so blass aus, ist dir nicht gut?«, hakte die Mellenkamp mit einer Mischung aus Fürsorge und Neugierde nach.

»Schlecht geschlafen«, sagte Francesca und zog sich an ihren Schreibtisch zurück. War ja nicht gelogen.

Neben dem Zettel mit Anke Mellenkamps runder, fast kindlicher Handschrift lag eine Kopie des Grundbuchauszugs. Die Käufer hießen Thomas Ritter und Juliane Fröhlich, Jahrgang 1982 und 1984. Francesca machte eine Notiz für die Fallakte und heftete den Grundbuchauszug daran.

Bis das Meeting anfing, war noch Zeit, also hörte sie sich erneut das Band der Vernehmung von Hannah Lamprecht an. Beim ersten Durchgang gestern Nachmittag war sie mehr auf Hannahs Antworten fixiert gewesen. Jetzt achtete sie genau darauf, was Jessen sagte. Er hatte sie recht geschickt aus der Reserve gelockt, fand Francesca. Allerdings hatte er auch Hannah, wie zuvor schon deren Mutter, nicht gefragt, ob ihr Vater gebrochene Handgelenke gehabt hatte. Warum auch, er wusste ja längst, dass das gelogen war. Davon abgesehen – diese Frau strotzte vor Hass, dass konnte man deutlich hören. Allerdings schien sich der hauptsächlich gegen ihre Eltern zu richten, nicht gegen Plate, auch wenn sie ihn als Arsch bezeichnet hatte, der ihre Familie zerstört habe. Welche Familie, dachte Francesca. So wie Hannah es beschrieb war das Familienleben der Lamprechts ohnehin kein sehr glückliches gewesen, zumindest nicht aus Sicht der Töchter. Und hatte Jessen nicht gemeint, der Kummer über den Verlust einer Schwester sei nicht groß genug, um eine Tat zu begehen, wie Plates Mörder sie begangen hatte? Aber Jessens Theorie war schließlich nicht das Evangelium. Seit gestern war ohnehin fraglich, ob man dem Mann überhaupt noch ein Wort glauben konnte.



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